Anna, geborene aus königlichem Stamme zu Dennemarck
Die Tochter des Königs Christian III. von Dänemark* und Dorothea von Sachsen-Lauenburg genoss bereits in jungen Jahren eine umfangreiche Erziehung in Religion, Haus- und Nadelarbeiten, Kräuterkunde und Landwirtschaft.
*Zum Königreich Dänemark gehörten damals noch Norwegen, Island und Teile Schwedens. Zudem war der König Herzog in Teilen Schleswigs und Holsteins.
Zeit ihres Lebens beschäftigte sich Anna intensiv mit Landwirtschaft, Medizin und Pharmazie, und verfügte über umfassende Kenntnisse. Medikament und Salben entwickelte sie selbst, die sie verschenkte oder von ihr sogar erbeten wurden. „Gebrannte Wasser“ machten einen großen Teil ihrer Medikamente aus, besonders prominent war ihr Aquavitae – eine Art medizinischer Kräuterschnaps. Das Rezept umfasst 15 Seiten und nennt 387 verschiedene Kräuter, Gewürze, Tierteile und Pflanzen, die in verschiedenen Stufen der Herstellung in die Mixtur eindringen. Die Produktion erfolgte über zahlreiche Destillierstufen und dauerte zwei Jahre. Anna benannte klare Anweisungen zur Einnahme: morgens und abends tropfenweise auf einem nussgroßen Brocken aus Semmel und Zucker Anwendungsgebiet: Vorbeugung Schlaganfälle, Erholung von Ohnmachten, allg. Stärkungsmittel, mittel gegen Pest, Bauchweh, Melancholie und Schwindelanfälle
In ihren wichtigsten Residenzen ließ Anna Labore, Küchen und Destillierhäuser einrichten. Sie stand in engen Kontakt mit Ärzten, bildete selbst junge Mädchen in der Kräuterkunde aus und kümmerte sich um ihre Nächsten und Untertanen mit äußerster Hingabe, was ihr den Beinamen „Mutter Anna“ einbrachte. 1581 legte sie die Dresdner Hofapotheke an. Ab 1570 verbreitete sich der Einfluss pharmazeutischer Grundsätze des Arztes und Wissenschaftlers Paracelsus, der chemischen Prozessen bei Medikamentenherstellung größeren Stellenwert beimaß. Durch zahlreiche Destillationsprodukte wurden Arzneiformen erweitert.
Anna erlangte zwischen 1568 – 1570 eine für eine Frau der damaligen Zeit ungewöhnliche und herausragende Position – „Leiterin kurfürstlicher Kammergüter“. Damit war sie für die komplette Verwaltung der kurfürstlichen Güter und deren Bewirtschaftung verantwortlich. Anna hatte dadurch eine wichtige Funktion in der Innenpolitik und in der Sicherung fürstlicher Finanzen inne sowie weitreichende Entscheidungsbefugnisse.
Blumen & Kräuter der Renaissance
Kurfürstin Anna-Garten
Leicht unterhalb des Jagd- und Lustschlosses Augustusburg liegt der Kurfürstin-Anna-Garten. Der Garten wurde 2019 eingeweiht und ist eine Hommage an das Wirken der Kurfürstin Anna von Sachsen, die sich unter anderem der Kräuterkunde verschrieben hat. Deshalb finden sich im Garten Beete mit medizinischen Kräutern und verschiedensten Küchenkräutern. Die Pflanzen selber wurden nach Recherchen in historischen Archiven ausgewählt und spielten zu Annas Zeiten bereits eine Rolle. Oftmals, wie man an den Beschriftungen der Namensschilder sehen kann, unter anderen Bezeichnungen, unter denen man sie freilich heute nicht kennen würde.
Die Bepflanzung mit alten Obstgehölzen hingegen zollt dem Kurfürsten August von Sachsen Tribut. Er nämlich hatte sich der Kultivierung und Veredelung von Obst verschrieben. Es sollte ein Baustein für die Ernährung seiner Untertanen werden. Ob hier in Augustusburg auch Obst kultiviert wurde, kann nur noch vermutet werden, da es wohl einen entsprechenden Gärtner bei Hofe gegeben hat. Verbrieft hingegen ist aus alten Schriftwechseln zwischen Anna und dem Schlossbaumeister Hieronymus Lotter, dass es hier im Schloss einen Kräutergarten gegeben haben muss. Dieser befand sich vermutlich auf dem heutigen Schlosshof.
Bei einem Rundgang um das Schloss lässt sich der barrierefreie Garten am besten erkunden. Dabei gibt es neben duftenden Pflanzen auch eine wunderbare Weitsicht ins Umland. Perfekt für eine Pause auf einer der vielen Sitzmöglichkeiten!